Spontanität adé – II?

Seitdem ich ein Medikament mit Retard-Wirkung einnehme, wird es mit der Spontanität immer schwieriger. Retard ist eine Arzneiform, bei der der Arzneistoff verlangsamt freigesetzt wird. Auf dem Beipackzettel finde ich die genaue Anleitung zur Einnahme:

  • Das Medikament muss 2 mal am Tag eingenommen werden, zwischen den beiden Einnahmen müssen exakt 12 Stunden liegen.
  • Das Medikament sollte möglichst nüchtern eingenommen werden. Hat man vorher etwas gegessen, sollte man mindestens zwei Stunden mit der Einnahme warten.
  • Nach der Einnahme sollte man mindestens 30 Minuten mit dem Essen warten.

Hält man alle Regeln ein, so bedeutet das, Frühstücken um 7 Uhr, Abendbrot um 19 Uhr,  Einnahme um 9 Uhr und 21 Uhr. Auf keinen Fall sollte man zur falschen Zeit hungrig werden. :-(. Und was ist, wenn man länger schlafen möchte oder erst am späten Abend Appetit auf Abendbrot hat? Gerät dann der Rhythmus völlig durcheinander? Kann ich nur noch nachmittages um 15 Uhr Erdnüsse knabbern?

Es steht nicht nur auf dem Beipackzettel, auch mein Körper fordert, dass ich den 12-Stunden-Rhythmus einhalte. Exakt nach 12 Stunden meldet er, dass die am Morgen eingenommene Tablette nicht mehr wirkt und fordert Nachschub. Seitdem muss ich meinen Wecker gar nicht mehr stellen. Ich werde pünktlich 12 Stunden nach der letzten Einnahme automatisch wach. Das spart Batterien. Erfreulich ist, dass das Medikament wirkt. Sonst würde ich ja gar nicht merken, dass die Wirkung nachlässt. Das konnte ich auch in einem Selbstversuch erfahren. Hatte einfach mal 3 Tage ganz auf die Einnahme verzichtet. Nie wieder möchte ich dieses Gefühl noch einmal erleben.

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(c) Birgit Brink

Ich weiß, dass ich mit dem Medikament nur Symptome behandle, Heilung wird es nicht bringen. Es ist ein Hilfsmittel, um gut durch den Tag und die Nacht zu kommen, ähnlich wie eine Brille ein Hilfsmittel ist, damit ich besser sehen kann.

Ob ich aber jeden Tag die strengen Einnahmeregeln einhalten werde, bezweifle ich. Ich nehme das Medikament nun seit mehr als einem Jahr und habe die Regeln schon oft gebrochen. Das es mir an diesen Tagen schlechter ging, habe ich noch nie bemerkt.

Also versuche ich, die Regeln einzuhalten, wenn es geht. Ist aber Spontanität gefragt, wird sie auf jeden Fall gewinnen. Das tut der Seele gut.

 

5 Gedanken zu „Spontanität adé – II?“

  1. Ich weiß gar nicht was du hast. Du tust ja so als ob du wie ein insulinpflichtiger Diabetiker leben mußt. Es ist doch nur eine Medikamenteneinnahme im Abstand von 12 Stunden. Medikamente die zweimal täglich eingenommen werden, müssen doch schon immer möglichst genau alle 12 Stunden genommen werden und das man bei einigen Medikamenten so lange einen leeren Magen haben muß bis vom Körper alles aufgenommen wurde, ist auch nicht neu. Du jammerst auf ziemlich hohem Niveau! Man kann es auch schwerer machen als es ist. Ich nehme das Medikament auch und habe die Einnahmezeiten meinem Alltag angepaßt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

  2. Hallo Jessi,
    ich versuche schon, meinen Alltag an den 12 Stunden-Rhythmus anzupassen. An manchen Tagen klappt das aber einfach nicht und dann erlaube ich mir, meine Spontanität gewinnen zu lassen. Obwohl immer ein schlechtes Gewissen bleibt. Vielleicht ist das Jammern auf hohem Niveau, aber es beschäftigt mich.

  3. Genau, man kann es auch übertreiben mit der Genauigkeit. Leider hat mir das Zeug nichts gebracht, egal ob pünktlich und nüchtern oder nicht.

  4. Inzwischen wurde die Packungsbeilage geändert. Es ist keine Rede mehr davon, daß man nüchtern sein sollte. Lediglich die 12-Stunden-Regel sollte man auf jeden Fall beachten. 🙂

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