Besuch von vier kleinen Forschern

Letzte Woche bekam ich Besuch von vier kleinen Forschern zusammen mit ihrer Lehrerin. Sie machen mit beim „Tag der kleinen Forscher“, (http://www.tag-der-kleinen-forscher.de) der sich 2015 den unterschiedlichen Lebensräumen in der Stadt und auf dem Land widmet. Zum „Tag der kleinen Forscher“ bauen Schüler und Schülerinnen der Ganztagsschule an der Burgweide ein „Haus ohne Treppen“. Ein Haus, in dem alle Platz haben, und in dem sich jeder bewegen kann.

Eigentlich ganz einfach, oder? Ja und nein. Denn jeder heißt nun wirklich jeder und wer mit seinen Beinen ganz selbstverständlich jeden Morgen aufsteht, mittags die Treppen zur Bahn hinauf sprintet und abends durch die Wohnung tanzt, vergisst leicht einmal, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die genau das nicht tun können.

Die Schüler und Schülerinnen haben sich bewusst gemacht, dass, je nach Blickwinkel, Mobilität andere Anforderungen hat. Sie bauen gerade an ihrem Modell-Haus ohne Treppen. So lautet nämlich ihr Forscherauftrag der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ anlässlich des „Tages der kleinen Forscher.

Von mir wollten die Kinder wissen, wie es ist als Rollstuhlfahrerin zu leben. Pünktlich um 15 Uhr klingelte es an der Tür und die Kids stürmten die Treppe hoch. Alle zogen flink ihre Schuhe aus und belegten das Sofa im Wohnzimmer. Höflich lehnten sie Kekse und Getränke ab und zückten gleich ihre Zettel mit Fragen, die sie sich vorher überlegt hatten:

  • Wie ist es für Sie, im Rollstuhl zu leben? „Inzwischen fühlt es sich schon fast normal an.“
  • Wo brauchen Sie Hilfe im Alltag? „Ich brauche z. B. Hilfe beim anziehen, beim Essen zubereiten, beim Einkaufen, beim in die U-Bahn steigen.
  • Welche besonderen Sachen sind in Ihrer Wohnung verändert worden? „Ich habe eine Rampe, um auf den Balkon hinauszukommen, die Dusche wurde umgebaut, im Bad gibt es Haltegriffe, eingebaut ist ein elektrischer Türöffner, um ins Haus zu kommen.“
  • Möchten Sie, dass man in die Knie geht, wenn man mit Ihnen spricht? „Nein, ich finde es gut, wenn Leute sich auf einen Stuhl setzen, wenn sie mit mir reden.“
  • Stoßen Sie auf Vorurteile? „Nein, wenn jemand Vorurteile hat, sagt er es mir nicht direkt ins Gesicht.“
  • Welche Hindernisse gibt es in Ihrem Alltag? „An die hohen Regale im Supermarkt komme ich nicht ran, Knöpfe an den U-Bahnaufzügen sind zu weit weg, Türen, die schwer zu öffnen sind, zugeparkte Bordsteinabsenkungen, zugeparkte Bürgersteige, besetzte Behindertenparkplätze, Stufen, kaputte Aufzüge…“
  • Ist es manchmal langweilig für Sie, im Rollstuhl zu sitzen? „Nö, aber ich mag es nicht, wenn niemand fragt, ob ich etwas mitmachen will.“
  • Können Sie schwimmen? „Ja, aber ich gehe ungern schwimmen.“
  • Machen Sie gerne Sport? Welchen Sport? „Zu wenig, weil es mir umständlich vorkommt (anziehen, ausziehen, duschen)“
  • Haben Sie einen Tipp, was wir noch an unser Modell bauen können? Haben Sie eine Idee für eine tolle Erfindung? „Keine Stufen, breite Türen.“

Ich habe versucht, ihnen einen Einblick in mein Leben zu geben und zu zeigen, dass ein Leben mit einem Rollstuhl und verschiedenen Hilfsmitteln gut möglich ist. Mein Tipp: Wichtig für ihre Projektplanung ist, wenn sie für alle planen, sich auch die Perspektiven verschiedener Menschen anzugucken.

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