Wien ist eine Reise wert

Schon April, endlich ist der Frühling in Sicht. Nach einem langen Winter mit viel Kälte und Schnee und zwei Wochen Schnürdelregen zeigte sich das Wetter in Wien von seiner besten Seite. Die ersten Tulpen und viele Wiener reckten vorsichtig ihre Köpfe gen Sonne. Gute Voraussetzungen für unseren Wochenendtrip.

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(c) Birgiit Brink
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(c) Birgiit Brink

Die Vorbereitungen waren aufwändig, haben sich aber voll und ganz gelohnt. Bei der Suche nach einem Hotelzimmer war die Tourist-Info Wien (www.wien.info) sehr hilfreich. Innerhalb eines Tages bekamen wir Vorschläge für Hotels verschiedener Preiskategorien, die barrierefreie Zimmer anbieten. Wir wollten im Zentrum wohnen, und nach einem Blick auf den Stadtplan entschieden wir uns für das Hotel Mercure Josefshof in der Josefsgasse im 8. Bezirk. Zum Glück war das einzige behindertengerechte Zimmer noch zu haben.

Die Buchung von Flug und Hotel überließen wir unserem Hamburger Reisebüro. Mein Rollstuhl wurde für die Mitnahme im Flugzeug angemeldet und ich musste mich um nichts weiteres kümmern. Das sparte Zeit und Aufwand. Überraschenderweise war es auch günstiger, als wenn wir alles selbst über das Internet gebucht hätten.

Nach einem regen Email-Austausch schickte die Wiener Tourist-Info ein dickes Paket mit allgemeinen Informationen über die Stadt und Events im April, außerdem die Broschüre „Wien barrierefrei“. Tatsächlich hat sich jemand die Mühe gemacht, Informationen für „Gäste mit Behinderung und speziellen Bedürfnissen“ zusammenzustellen. Das ganze ist von 2012, also noch sehr aktuell. Es ist der Tourist-Info bewusst, dass „gotische Baumeister und barocke Schlossherren“ nicht an Rollstuhlfahrer gedacht haben. Selbst heute sei „für einige Planer barrierefreies Bauen ein Fremdwort“. Viele Hindernisse können nicht abgebaut werden, aber mit den zusammengestellten Informationen sollen Touristen mit Handicap unterstützt werden, Wien zu erleben und zu genießen.

Ich war noch nie in Wien und hatte keine Ahnung, was ich sehen wollte. Die Wien-Kenner in unserem Bekanntenkreis gaben gefühlte 1000 Tipps, was wir unbedingt angucken müssten. Aber ist das alles auch mit dem Rollstuhl erreichbar?

Das Info-Heft hat unsere Planung unglaublich erleichtert. Die vier Tage waren prall gefüllt mit einer Aufführung im Burgtheater, Stadtspaziergängen, Museumsbesuchen, Pausen in Kaffeehäusern oder in der Sonne. Alles hat wunderbar geklappt.

Nur das barrierefreie Hotelzimmer war nicht ganz barrierefrei. Ins Hotel und Zimmer kommt man stufenlos und das Zimmer ist groß genug für uns und meinen Rolli. Allerdings wurde bei der Badgestaltung ein wenig geschlampt. Der Fön hing unerreichbar hoch, ein Blick in den Spiegel war nicht möglich. Die Dusche war kaum alleine zu bedienen und die Badezimmertür ließ sich vom Rolli aus nur mit einigen Verrenkungen schließen und mit einem kräftigen Schubs öffnen. Aber mit diesen Hindernissen konnte ich für vier Tage leben.

Wir haben den Ausflug nach Wien in vollen Zügen genossen. Ob ich so viel erlebt hätte, wenn ich allein gereist wäre, möchte ich allerdings bezweifeln. Wir waren zu zweit und sind ein gut eingespieltes Team. Auch das Treffen mit zwei lieben Freunden aus Wien, die viel mit uns unternommen haben, machte den Besuch zu einem einzigartigen Erlebnis. Es gab immernoch eine Menge Hindernisse, die wir mit vereinten Kräften bewältigen konnten.

Ich wünsche mir, dass sich die Touristenbüros aller Städte die Mühe machen, aktuelle Informationen zur Barrierefreiheit zusammenzustellen. Das würde bestimmt mehr Besucher mit Handicap motivieren, fremde Städte zu erkunden.

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