Thank you for travelling with the Bahn!

In diesem Jahr plant Frauke Krienke eine Tour mit dem Handbike von Wittenberge nach Dresden. Um diese Strecke wirklich zu schaffen muss sie noch etwas trainieren, ist ihr  Handbike doch nicht mit einem Akku ausgestattet. Ein kleines Training sollte sein, mit dem Metronom bis zum Hamburger Hauptbahnhof und dann zurück nach Hause zu kurbeln. Leider ist sie schon am Fahrstuhl auf dem Harburger Bahnhof gescheitert!!

Es gibt dort sechs Gleise für den Nah- und Fernverkehr. Neben der Treppe zur Bahnhofsbrücke, den Zugängen zu den Gleisen, ist eine kurze Rampe gebaut worden. Die Rampe hat eine leichte Biegung, ist aber breit genug und auch nicht zu steil. Sie lässt sich mit dem Handbike gut fahren. Auf der Brücke über die  Gleise gibt es keine Hindernisse, alles ist gut ausgeschildert.

Im hinteren Bereich gibt es eine neue, kostenpflichtige WC-Anlage, das Behinderten-WC ist außerhalb – und nicht neu angelegt. Nutzbar nur mit einem Euro-Schlüssel. Weiter geht’s zum Fahrstuhl. Große Freude, er funktioniert (!) und setzt sich auf Knopfdruck in Bewegung. Die Türen öffnen, ich rolle hinein und – bin mit meinem Gespann ca. 10 cm zu lang.

Hilfe – Neeeiiiiinn!!

Vorwärts geht, vielleicht wenn ich es rückwärts versuche und das Rad zur Seite drehe. Gedacht – getan, aber auch dass passt nicht. Wie machen das die Fahrradfahrer bloß? Gut, ich habe noch fünf Minuten, löse schnell das Handbike vom Rolli, schiebe es hinein, stelle es so quer es eben geht und gleich im Rolli hinterher – passt trotzdem nicht. Dieser Fahrstuhl spricht übrigens mit seinen Passagieren. Ohne  Unterbrechung werde ich aufgefordert, die Tür freizugeben.

Meine Laune ist inzwischen unter dem Nullpunkt, und ich antworte ungehalten: „Wie gerne würde ich das?!“ Mit meinem Versuch zum richtigen Bahnsteig zu kommen bin ich hier komplett gescheitert!

Eigentlich ist mir die Lust schon vergangen, aber so einfach gebe ich nicht auf. Ich baue das Handbike wieder an und fahre zur Information. Ich frage nach einer Verbindung zum Hauptbahnhof HH, die nicht von Gleis 1/2 ausgeht. In der Hoffnung, dass die anderen Fahrstühle etwas geräumiger sind.

Zunächst werde ich fragend angeschaut. Wie ich diesen Blick interpretiere, möchte ich hier nicht wiedergeben. Die Erklärung, in den Fahrstuhl zu Gleis 1/2 nicht hineinzupassen wollte man nicht glauben ohne es vorher mit mir auszuprobieren. Jetzt musste ich doch schon auf meinen Ton achten. Ich wies deutlich darauf hin, dass ich das gerade ausprobiert hätte und es wirklich nicht funktioniert!! Mein Unmut schien die beiden Bahn-Mitarbeiter zu verwirren. Sie fanden dann aber schnell eine weitere Verbindung von Gleis 3/4.

Zu diesem Fahrstuhl, der  tatsächlich 15 cm länger als der andere is, kam dann einer der beiden mit. Auf dem Bahnsteig wartete ein Metronom auf seine letzten Fahrgäste. Ich frage die Zugbegleitung ob der Zug nach Hamburg fahre, hatte aber leider Pech. Aber sie würde mich gerne zu Gleis 1/2 begleiten, von dort ginge der nächste Zug. Ich verneinte und erklärte, dass ich in den Fahrstuhl mit dem Handbike nicht reinpasse. Von ihr höre ich in entsetztes: „das gibts doch wohl nicht!“ Ich grinste und sie blätterte ihren Plan durch: „Der nächste Zug hier kommt in 15 Minuten.“

Die Zeit verging sehr langsam, wie immer auf Bahnhöfen auf denen man wartet. Als der Metronom endlich einfuhr, begleitete mich die Bahnangestellte und klingelte eine Zugbegleiterin vom Metronom an. Die fuhr die Rampe ohne Nachfrage raus und ich freute mich: so etwas gibt es beim ICE nicht! Ja, ja, die Technik! Der Höhenunterschied zwischen Gleis und Wagenebene ist enorm, zumindest für jemanden im Rollstuhl.

Ich hatte Bedenken, ob ich am Hauptbahnhof ohne Hilfe überhaupt wieder rauskomme. Dort sind sechs Minuten Aufenthalt und tatsächlich muss ich ganz schön zirkeln und brauche Hilfe um gerade vor die Tür zu kommen und den Höhenunterschied zu schaffen. Aber die Zugbegleiterin hat ohne Furcht mit angefasst, und so hat es dann doch funktioniert. Ob das klappt wenn der Wagen voll mit Fahrrädern und weiteren Fahrgästen ist? … oh_oh!

Ja, so wurde eine eigentlich kurze Fahrt von 11 Minuten zur Abenteuerreise. Eine, die mich zwar ans Ziel gebracht, aber eindeutig zuviel Nerven gekostet hatte. Was ich in der Vergangenheit bereits gelernt habe – warnt mich auch für die Zukunft: Barrierefreiheit liegt eben viel zu oft in der Betrachtung eines Menschen, der (was ihm gegönnt sei) ohne Einschränkungen den Alltag bewältigen kann.

Ein Gedanke zu „Thank you for travelling with the Bahn!“

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